Forderungen der SPD in Stadt und Landkreis Coburg zum Internationalen Tag des Lehrers: „Bildungspakt für Oberfranken“

07. Oktober 2017

Zum Internationalen Tag des Lehrers danken wir heute allen LehrerInnen, die durch ihre persönliche Arbeit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt von Bildung und Wohlstand leisten.
Als SPD in Stadt und Landkreis Coburg wollen wir diesen Tag aber auch nutzen, um auch die bestehenden Mängel hinzuweisen, die besonders in unseren oberfränkischen Regionen, mit negativen Folgen für die Zukunft unserer Region, der Stadt und des Landkreises Coburg verbunden sind.
Unbefristete Arbeitsverträge, Arbeitslosigkeit während der Sommerferien, mangelhafte Personalplanung Alljährlich rühmt sich die bayerische Staatsregierung mit dem Verdienst der Arbeit ihrer LehrerInnen. So schneiden bayerische SchülerInnen bei bundesweiten Vergleichen immer wieder überdurchschnittlich ab. Dies ist ein Erfolg der LehrerInnen sowie der SchülerInnen, nicht aber der bayerischen Staatsregierung!
Angesichts der alljährlich wiederkehrenden Zahlen arbeitssuchender LehrerInnen muss diese nämlich eher als Produzent prekärer Beschäftigungsverhältnisse bezeichnet werden. So meldeten sich im Juli 2017 wieder einmal ca. 2000 Lehrkräfte arbeitssuchend. Ihre Aussicht auf eine Planstelle nach dem Ende der Sommerferien war angesichts der seit Jahren sinkenden Einstellungszahlen immer geringer. Falls doch Stellen geschaffen werden, so sind dies oftmals befristete Arbeitsverträge, bei denen die Sommerferien oftmals auch noch ausgeklammert werden und damit zwangsläufig der Gang zum Arbeitsamt nötig ist.
Gemeinsam mit der Gewerkschaft GEW beklagen wir die Unsicherheit, die berechtigten Sorgen über Arbeitslosigkeit, Krankheit und die Alterssicherung, die gerade über junge LehramtsanwärterInnen wie ein Dämon schwebt.
Weniger Schüler, weniger Lehrkräfte – gerade in Oberfranken?
Die Begründung der Staatsregierung scheint ja durchaus einleuchtend. Gerade unsere oberfränkischen Regionen befinden sich im demographischen Wandel, der mit rückläufigen Schülerzahlen einhergehen müsste.
Aktuelle Studien deuten jedoch auf eine Trendwende hin. So prognostiziert die BertelsmannStudie, dass bis zum Jahre 2025 alleine im Bereich der Grundschulen bundesweit über 24 000 neue LehrerInnen benötigt werden. Es ist nicht glaubhaft zu behaupten, dass diese überall, nur nicht in Oberfranken, benötigt werden würden.
Relevanz für Stadt und Landkreis Coburg
Zusätzlich beweisen alljährlich auftretende Lehrerengpässe, dass die Versorgung mit ausreichend Lehrkräften auch bei uns in Coburg ein Problem darstellt. Beispielhaft genannt sei die Verlagerung von 45 SchülerInnen der Grundschule Creidlitz an die PestalozziGrundschule im vergangenen Schuljahr: Lehrerausfälle konnten nicht kompensiert werden. Zwar rühmt sich die Staatsregierung mit der Bereitstellung mobiler Reserven. Diese sind jedoch bereits zu einem frühen Zeitpunkt im Herbst eines jeden Schuljahrs vollends ausgeschöpft. Ein weiteres Beispiel stellt die Grundschule in Gemünda dar. Aufgrund rückläufiger Schülerzahlen und unzureichender Lehrerzuweisung waren Schulamt und Schulleitung gewzungen, Kombiklassen für die erste und zweite Jahrgangsstufe zu bilden. Da dies bildungspolitisches Neuland war, entschloss man sich die Kombiklasse nach Sesslach zu verlagern. Zwar ist die Schule in Gemünda offiziell nicht geschlossen worden. Es gilt jedoch kritisch zu hinterfragen, ob jemals wieder Kinder dorthin zurückkehren.
Für die Zukunft vorsorgen – pädagogische Reserve einrichten!
Als SPD sind wir der festen Überzeugung, dass sich die Anforderungen an Schule im Wandel befinden. Die Stadt Coburg rüstet sich seit geraumer Zeit für die anstehenden Aufgaben, wie z.B. durch die Planung eines Bildungshauses.
Die Staatsregierung befindet sich währenddessen seit knapp einem Jahrzehnt in einer Phase der bildungspolitischen Stagnation. Die Diskussion um das G8 und die Rückkehr zum G9 scheinen alle laufenden Entwicklungen überfrachtet zu haben. Nun, da die Situation an den Gymnasien gelöst scheint, fordern wir die Staatsregierung dazu auf, dafür zu sorgen, dass unsere qualifizierten Lehrkräfte vor Ort erhalten bleiben.
Denn: die Zukunft der Bildung liegt nicht im lehrerzentrierten Unterricht mit einer einzelnen Lehrkraft. Schon heute ist der Einbezug psychologischer und pädagogischer im Gange und auch Modelle zum Teamteaching sind vielerorts bewährte Praxis.
Wir fordern die Staatsregierung daher auf, neue Planstellen für unsere heimischen Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter als eine Art „echte pädagogische Reserve“ zu schaffen. Damit wären Möglichkeiten geschafft, Schule und Unterricht zu flexibilisieren und zu modernisieren.
Erhalt kleiner Stadtteilschulen wichtig für das gesellschaftliche Gefüge einer Stadt und seiner Ortsteile! Machen wir uns bewusst: Stadtteilschulen erhalten das „Leben“ in den Ortsteilen aufrecht, machen die Stadtteile attraktiv für junge Familien und Betriebe, sie sorgen auch für ein aktives Vereinsleben. Dort wo Schulen sind, da ist der Ort lebendig! Analog zur Forderung des Erhalts kleiner Schulen auf dem „flachen“ Land fordern wir den Freistaat und die CSUStaatsregierung daher auf, dafür zu sorgen, dass kleine Stadtteilschulen von der Streichliste verschont bleiben und deren Sanierung und Weiterentwicklung in pädagogischer Hinsicht auch unter finanziellen Gesichtspunkten deutlich großzügiger unterstützt wird.

Wer Bildung ernst meint, muss die Kommunen endlich entlasten!
Denn letztlich muss sich eine Kommune als Sachaufwandsträger auch den Unterhalt eines jeden Schulgebäudes für eine kleine Stadtteilschule leisten können! Als Bürger der Stadt und des Landkreises Coburg wissen wir wovon wir hier reden, waren wir hier vor Ort doch bei der Finanzierung von Schulgebäudesanierungen allzu oft alleine auf uns gestellt.
Auch nach der verlorenen Bundestagswahl stehen wir weiterhin zu unserer Forderung: der Bund und die Länder müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden, Gelder freigeben, um in die Zukunft der Bildung und damit in die Zukunft unserer Gesellschaft zu investieren! Diese neue Politik der Förderung von Kommunen zum Erhalt von Stadtteilschulen könnte insbesondere in Scheuerfeld zum Tragen kommen, wo erheblicher Sanierungsbedarf besteht. Auch hier gilt: die Schule hält Scheuerfeld lebendig und attraktiv!